Wer organisiert das?

 

Kurze Vorstellung des Organisators

Erste Liedermacherluft schnupperte ich (H. L.) als Philosophie- und Germanistikstudent 1967 auf der Burg Waldeck. Da sah man einen zarten Jüngling namens Reinhard Mey verträumt händchenhaltend neben einer ätherischen Französin wandeln, während Hannes Wader hoch zu Ross mit Cowboyhut übers Gelände preschte. Auf dem Waldeck-Festival 1968, wo Mey und Hüsch als "unpolitisch" niedergemacht wurden, trat ich selber als Newcomer auf. Das war mein erster Auftritt vor großem Publikum.

Obwohl damals die Zeit der Beatles, Stones und anderer großer Rockgruppen war, fühlte ich mich mehr zum französischen Chanson hingezogen: Trenet, Brassens, Brel, Barbara, Piaf. Mein Gitarrenspiel war schlicht, tat aber meinem Selbstbewusstsein zunächst keinen Abbruch. Das änderte sich, als ich Anfang der 70er Jahre mehrmals Wolf Biermann in der Chausseestraße 131 besuchte. Dessen Präsenz als Sänger war überwältigend, ja geradezu erdrückend. Zu sehen, wie souverän Biermann Gitarre, Harmonium und andere Instrumente beherrschte, war entmutigend. Auch diverse Auftritte in den damaligen Westberliner Song-Kneipen Steve Club und Go-In verliefen wenig erfolgreich. Allerdings begriff ich dort sehr deutlich die Gefahr, die sich für Songwriter aus der zerstreuten Atmosphäre solcher Orte ergibt: nämlich der Ausweg, eigene Unsicherheit mit Quatsch, Comedy und Blödelei zu überspielen. Diese Gefahr, so hoffe ich, werden wir in der Werkstatt nach Kräften vermeiden.

Eine Weile ließ ich das Liedermachen schleifen. Ich nahm es erst wieder ernsthaft auf, als ich ab 1977 an einer spanischen Universität arbeitete. Damals entdeckte ich Sänger wie Atahualpa Yupanqui, Paco Ibanez und Jorge Cafrune. Ihr Beispiel ließ mich das Leitbild Biermann überwinden. Von ihnen lernte ich, dass die größten Sänger gerade NICHT in jedem Song das ganze Spektrum ihrer darstellerischen Möglichkeiten vorführen – so wie ein guter Koch nicht jedem seiner Gerichte alle verfügbaren Gewürze hinzufügt.

1980 bis 1985, als China noch bitterarm war, arbeitete ich in Shanghai. Ich lernte Chinesisch und Akupunktur und schrieb neben Songs zunehmend auch Prosa. Danach ging mein Berufsweg zunächst in Richtung Heilkunst. Ich führte in Berlin eine Akupunkturpraxis, studierte Medizin und promovierte bei Grönemeyer (Dietrich, nicht Herbert). Jetzt arbeite ich auf diesem Gebiet nur noch gelegentlich wissenschaftlich. In den Vordergrund sind nach zwei beim Aufbau-Verlag erschienenen Romanen wieder das Schreiben von Prosa und das Songwriting getreten.

Dabei reizt mich die neue Art von Öffentlichkeit, wie sie das Internet möglich macht. Mit der Werkstatt möchte ich das schaffen, was ich mir in meiner Anfangszeit immer gewünscht hatte: ein Ort, wo passionierte Songwriter gemeinsam an Fachfragen arbeiten – Leute, die etwas können, doch ebenso wie ich selber auch wissen, dass sie noch vieles zu lernen haben.

Hanjo Lehmann